Erst am frühen Nachmittag sitze ich endlich abgehetzt im Büro an meinem Schreibtisch. Den Arbeitsalltag hatte ich heute so ganz anders geplant. Etwas Unvorhergesehenes hat mich mal wieder so aus meiner Ruhe gebracht, so dass mein Motor „Geschäftigkeit“ nur schwer zu bremsen war. Eigentlich weiß ich es im Kopf „besser“, dass diese „Hochtourigkeit“ wenig zielführend ist. Seufz..!
Während ich überlege, was ich nun als nächstes anpacke, fällt mir das Gespräch mit einer Freundin ein, die zu mir beim Verabschieden sagte: „Übrigens, es gibt ein Bild von „Christus in der Hängematte“. Ist im Internet zu finden, schau’s dir an!“ Ich beschließe: „Das mache ich jetzt!“ und werde schnell fündig.
Tatsächlich: Das Bild zeigt Christus in der Hängematte! „Der Ausruhende“, so der Titel des Bildes. Ich bin so überrascht von diesem Bild, dass ich schmunzeln muss und sich aller Frust in mir schlagartig auflöst. Mein Blick ist gebannt von diesem Jesus, der mit offenen Augen in einer Hängematte liegt, die allerdings durch keinerlei Seile gehalten wird. Vielmehr scheint die Hängematte wie ein rotes Kissen zu schweben.
Was für eine Seelenruhe dieser Christus ausstrahlt. Ich bin berührt. Ich kenne andere Ikonenbilder von Jesus, die ihn eher in seinem Dienst darstellen. Dabei waren für Jesus die Ruhezeiten lebenswichtig, um sich körperlich zu regenerieren und mit Gott, seinem Vater, Zeit zu verbringen. Jesus ließ sich nicht aus der Ruhe bringen – Unvorhergesehenes gab es für ihn an jedem neuen Tag. Doch er lebte aus dem Gebet und der Kraft, die er in seinen Rückzugszeiten tankte. Seine Jünger*innen lud er immer wieder ein, es genauso zu tun: „Kommt… und ruht ein wenig aus (Mk. 6,31)! Macht Pause, kommt in eure Seelenruhe zurück und geht dann wieder los!“
Ich verweile bei dem Bild und den fehlenden Schnüren der Hängematte. Mir kommt in den Sinn, dass Jesu „Schnüre“ seine Beziehung zu seinem Vater waren – in IHM war er gehalten. Das Gebet, die Stille, das Lesen in den Heiligen Schriften und die Liebe seines Vaters, waren seine „Halteseile“. So war er verbunden zwischen Himmel und Erde. Dieses „Ruhekissen“ war der Ausgangs- und Bezugspunkt seines ganzen Lebens.
Mir kommt mein Erleben der vorigen Stunden in den Sinn und höre im Herzen neu die Einladung Jesu: „Komm und ruhe ein wenig aus!“
Diese Ruhe müssen Sie und ich uns nicht verdienen. Vielmehr ist sie in jedem Moment des Tages von Jesus für uns vorbereitet vorhanden. Diese Ruhe mag mal an einem realen Ort zu finden sein, mal im Gespräch mit einer Vertrauensperson, mal allein bei einer Tasse Tee oder Kaffee…! Bei mir war es an diesem Nachmittag am PC das Augenschließen, Durchatmen und das kurze Gebet: „Herr, sei du jetzt meine Ruhe!“
Mit deutlich mehr Gelassenheit ging es dann für mich weiter. Festhalten möchte ich die neu erinnerte Erfahrung: „Meine Seelenruhe finde ich bei Jesus und er sorgt für mich in aller Unruhe.“
Ob das Bild vom Christus in der Hängematte und seine Einladung an Sie und mich: „Komm und ruhe ein wenig aus“, die eigene Seelenruhe prägen wird? Verheißen ist es uns. Jesu Einladung anzunehmen, liegt nun ganz bei Ihnen und mir.
Anja Refke, Diakonin im Kirchenkreisjugenddienst Rhauderfehn