Mit Sicherheit ist Ihnen dieses Sprichwort geläufig. Es beschreibt, dass es im Leben nicht allein auf die Menge an materiellen Dingen oder Erlebnissen ankommt.
Denn mal ehrlich: Besitzen wir nicht alle viel mehr, als wir eigentlich zum Leben brauchen? Und bedeutet es nicht manchmal auch Stress, über all das einen Überblick zu behalten und unseren geliebten Krimskram zu hegen und zu pflegen?
Genauso wollen sämtliche Eindrücke, Erfahrungen und Nachrichten verarbeitet werden. Die große Menge an Sinneseindrücken, denen wir täglich ausgesetzt sind, wird uns manchmal zu viel.
Am vergangenen Aschermittwoch hat die Fastenzeit begonnen. Manch einer nutzt diese Zeit, um sieben Wochen auf eine bestimmte Sache zu verzichten. Zum Beispiel auf Süßigkeiten, Alkohol oder Medienkonsum (WhatsApp, Instagram, YouTube etc.).
Zurück geht die christliche Fastentradition auf biblische Vorbilder. Im Alten Testament wurde in Zeiten der Trauer in Sack und Asche gefastet, ebenso bei Lebensgefahr oder großen Umbrüchen. Jesus ging nach seiner Taufe für 40 Tage in die Wüste und fastete. Diese Zeit wird als Anfechtungs- und Prüfungszeit beschrieben, bevor Jesus seinen Dienst begann. Sie diente der Klärung der inneren Motivation und als Ausrichtung auf seine bevorstehende Aufgabe.
Wer eine gewisse Zeit auf etwas verzichtet – selbst wenn das nicht einfach ist – unterbricht seine Alltagsroutine. Das schafft Raum für neue Gedanken, Perspektiven und andere Gewohnheiten.
Der Verzicht kann einen zum Wesentlichen führen, eine Sehnsucht nach Veränderung bewirken und neue Kräfte freisetzen.
Unnötiger Ballast lässt sich ablegen. Äußerlich und innerlich aufräumen, die Einfachheit entdecken und Ausrichtung erfahren.
Im Kirchenjahr fällt das Fasten in die Vorbereitungszeit auf Karfreitag und Ostern. Etwas reduzieren kann einen Raum öffnen, um sich auch den Fragen nach Gott zu stellen.
So vieles fängt im Leben mit wenigem an. Jesus beschrieb das in einem Bild: »Mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf sein Feld sät. Es ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern, aber wenn es aufgeht und wächst, wird es größer als andere Sträucher.«
Weniger ist manchmal mehr! Die kleinen Schritte sind manchmal wichtiger, als direkt das Große anzustreben. Manchmal reicht es, einen Augenblick anzuhalten und nur eine einzige Blume zu betrachten, die das Leben etwas bunter macht.
Probieren Sie es aus! Was würde Ihnen helfen, um das Leben zu sortieren? Im Alltagstrott etwas weglassen, einfacher machen oder Neues wagen – vielleicht auch in der Frage nach Gott? Mit den kleinen Dingen fängt es an!
Pastor Matthias Bokelmann
Ev.-luth. Dreieinigkeits-Kirchengemeinde Rhauderfehn