Eine alte Geschichte erzählt, dass sich ein Jüngling mit der Frage quält, ob er in den Himmel kommen werde oder nicht. Er wendet sich an einen frommen Greis, der im Ruf steht, auf seine Gebete manchmal himmlische Antworten zu bekommen. Der sagt ihm: “Komme in 2 Tagen wieder!” “Nun, wie steht’s?” fragt der Jüngling gespannt, als die Zeit um ist. “Ich habe zwei Antworten für Sie erhalten, eine gute und eine schlechte. Welche zuerst?” Der Jüngling wünscht zuerst die gute. “Also: Sie kommen in den Himmel.” “Oh wie herrlich! Wissen Sie, das war meine einzige Sorge. Nun bitte die andere Nachricht - aber was kann mich jetzt noch schrecken, da ich gewiß bin, in den Himmel zu kommen.” “Nun gut, dann hören Sie weiter”, fährt der Greis fort, “recht bald, am Montag.”
Liebe Leserinnen und Leser, diese kleine Geschichte spielt ein wenig mit unserer Hoffnung. Sie schüttelt unseren Glauben durch. Der Himmel, das schöne Leben nach dem Tod - ja bitte. Aber was wäre, wenn Diesseits und Jenseits zur Wahl stünden? In früheren Jahrhunderten hatte die Kirche es leichter, mit dem Paradies nach dem Tod zu werben. Denn oft war das Leben Plage. Seuchen und schlimme hygienische Bedingungen sorgten für eine Lebenserwartung von oft nur 30 Jahren. In den alten Kirchenliedern finden wir manchmal noch die Worte für dieses Leben: Jammertal, heißt es da und: Elende. Heute ist das anders. Viele Menschen bei uns erreichen ein hohes Alter, und dafür dürfen und sollen wir dankbar sein. Und doch: es gibt auch heute so viele Einzelschicksale. Menschen, die ihr Leben als ein Elend empfinden.
In der nun beginnenden Adventszeit bereiten wir uns nicht nur auf Weihnachten vor, sondern bedenken auch die Ankunft des Heilands am Ende der Zeiten, die allem Leiden ein Ende machen wird. Wenn Jesus in den Evangelien endzeitlich redet, dann schildert er jedoch nicht nur hoffnungslose Katastrophenszenarien. Er redet vom Ende nur im Zusammenhang mit der Hoffnung, dass Gottes Reich kommen wird. Und damit ist uns die Frage gestellt: Wie gehen wir mit Krisen, mit bösen Zeiten und Zeichen in unserem Leben und in der Welt um? Sehen wir sie mit lähmender Verzweiflung, die uns hilflos macht? Oder als ein böses Schicksal, das unabänderlich ist? Oder können wir den Dingen ins Auge sehen, nach ihren Ursachen fragen - und hinter so vielen Katastrophenmeldungen doch einen Gott wahrnehmen, der die Welt liebt und ein ganz anderes Ziel für sie im Sinn hat?
Ein solcher Glaube könnte den Krisenzeichen und Unglücksbildern gerade ihre Macht nehmen. Jesu Botschaft will uns nicht bedrücken, dass wir geduckt und gesenkten Blicks uns verbergen müssten. Jesus verheißt uns: Erhebt eure Häupter, denn alles, was geschieht, läuft letztlich auf eure Erlösung zu. Auf eure Befreiung. Auf das Leben, das ist im Diesseits beginnt und im Jenseits seine Vollendung findet.
Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn