Am Sonntag begehen wir wieder den „Volkstrauertag“ – wir denken an die vielen, die im 1. und 2. Weltkrieg umgekommen sind. Ich werde wieder mit Schützenverein, Feuerwehr und anderen zusammen an die Gedenkstätten gehen und an die Opfer erinnern. Unglaublich viele, die ums Leben kamen! 228 sind es in Detern: an der Front gefallen, vermisst, auf der Flucht umgekommen, im Lazarett gestorben…
79 Jahre lang haben wir seither Frieden in Deutschland, was für ein unglaubliches Glück! Wie kann dieser Frieden bleiben? Vor allem muss dazu die Erinnerung an das schreckliche Unglück der Kriege wachgehalten werden – das versuchen wir am Volkstrauertag.
Auf unseren Gedenktafeln stehen aber „nur“ die gefallenen deutschen Soldaten. Schlimm genug, dass sie sterben mussten – aber es gab auch viele Tote und schwer Betroffene anderer Nationen. Diesmal denke ich besonders an die ausländischen Soldaten, die ihr Leben ließen, um uns vom Nationalsozialismus zu befreien, z.B. an die sieben polnischen Soldaten, die in Rhaude auf dem Friedhof liegen. Und ich erinnere an die vielen Kriegsgefangenen: bei uns im Ort waren z.B. Serben (im 1. Weltkrieg) und Franzosen (im 2. Weltkrieg) interniert. Ich denke dabei auch an den jungen Pawel Ostranin, der als kriegsgefangener „Russe“ in Neuburg kurz vor Kriegsende umkam. Er liegt auf unserem Friedhof. Und ich erinnere an die vielen Zwangsarbeiter, die es bei uns gab. 1944 waren es 15.000 in Ostfriesland, z.B. auch Genovefa Jarosz aus Polen, die mit 36 Jahren 1945 starb und auf unserem Friedhof in Amdorf beerdigt ist.
Jesus sagt: „Liebt eure Feinde!“ Dazu gehört auch, den Schmerz der „Feinde“ zu spüren und auszuhalten…. Wer nur die eigenen Opfer sehen kann, der sinnt leicht auf Vergeltung; den hat der Hass noch im Griff. Wer aber auch den Schmerz der anderen Seite spürt, der kann sich hoffentlich vom Hass lösen und umkehren zur Versöhnung.
Erzählt Euren Kindern in diesen Tagen vom Krieg, und dass er kein Kinderspiel war! Und sucht die Spuren der vergessenen Opfer des Krieges in Euren Orten: zum Beispiel der Kriegsgefangenen, von denen niemand redet; oder der Zwangsarbeiterauf den Höfen. Wir sollten sie nie vergessen.
Gott spürt Schmerzen bei jedem seiner Kinder, das leiden muss. Jede seiner Töchter, jeder seiner Söhne, die gewaltsam ums Leben kamen, geben ihm einen Stich ins Herz. Und er schaut freundlich auf alle, die Versöhnung und den Frieden suchen. Jesus sagt: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen!“
Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Volkstrauertag,
Henning Behrends, Pastor in Detern