Türen - 24.08.2024

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Offene Türen, geschlossene Türen. Kleine Türchen, große Türen, Scheunentore. Tatsächliche Türen und Türen im übertragenen Sinne. Türen als Chance und als Herausforderung. 

In Pandemiezeiten waren Eingangs- und Ausgangstüren besonders gekennzeichnet, damit man sich nicht oder nur mit Abstand begegnet. Eingangstüren, um hineinzukommen in Häuser, Betriebe oder andere Gebäude oder auch in Situationenund Beziehungen. Ausgangstüren, um herauszukommen. Welche Tür wann zu nehmen ist, gilt es zu entscheiden. 

Manche Tür hält fest und es wäre doch so leicht, sie zu öffnen, um herauszukommen. Manche Tür lässt sich nicht (mehr) öffnen, um hineinzukommen, vielleicht ist es auch gut so. 

In einer biblischen Geschichte steckt ein Thomas hinter verschlossenen Türen. Er will sich und seine Freunde schützen vor der Außenwelt. Schutztüre. Thomas möchte in seiner Trauer um einen verstorbenen Freund allein sein, unter Freunden sein.Nachvollziehbar.

Ein heutiger Thomas, mein Freund, ist kürzlich verstorben. Ende 50, kein Alter, um zu sterben. Ihm standen alle Türen offen, „weil man mit ihm nicht streiten konnte“, so der Pastor im Gottesdienst zur Beerdigung. Das stimmt, man konnte mit Thomas nicht streiten, nicht mal über Fußball, nicht mal HSV gegen Werder, weil Thomas so sympathisch und empathisch war. Beliebt war er, weil ihm Dinge wie Streit, Rechthaben, Macht nicht wichtig waren, in keinem Lebensbereich. Wenn Thomas doch eine Tür verschlossen blieb, z.B. die Tür zur Gesundheit, wartete er geduldig. Bis zuletzt.

In der biblischen Geschichte kommt zu dem Thomas trotz verschlossener Türen Jesus hinein. Sein Freund, der verstorben war, lebt. Unglaublich für Thomas. Erst als er ihn sieht und hört und berührt, weiß er, dass es eine Hoffnung über diese Welt hinausgibt, dass es Türen gibt, die gar nicht sichtbar sind, dass dieHimmelstür offensteht.

Das hat auch mein Freund gehofft und geglaubt, dass dennoch Türen da sind, dass es irgendwie weiter geht, auch wenn es zu Ende geht. „Von guten Mächten wunderbar geborgen,erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Thomas wollte gerne, dass bei seiner Beerdigung diese Zeilen von Dietrich Bonhoeffer Trost und Ermutigung geben.

Das Gedicht von Bonhoeffer ist zu einem Kirchenlied geworden. Es drückt eine tiefe Geborgenheit und Zuversicht aus, die über unsere Welt hinausgeht. 

Hoffnung hinter verschlossenen Türen, offene (Himmels-)Türen, tiefe Geborgenheit, Zuversicht - das wäre doch was, oder?

 

Holger Baller,

Pastor der Evangelischen Gemeinschaft Rhauderfehn