Wir singen ein Lied. Stimmen ein in Worte und Töne, die ich so zumindest bisher noch nicht kannte. Singen vom Mutig-Sein. Singen vom Brennen für den Glauben an sich selbst. Singen vom Erleben, sich mal nichts zuzutrauen. Singen vom Rennen in eine Zukunft, die Ängstlich-Sein hinter sich lässt.
Tränen fließen. Stimmen stocken. Zumindest bei einigen. Andere singen weiter. Ich auch. Auch, wenn ich einen Kloß im Hals verspüre. Irgendwann stimmen auch die wieder ein, die mal nicht singen konnten. Wir singen zusammen. Singen für und mit Annemarie.
Annemarie hat sich dieses Lied gewünscht. Für den Tag ihrer Konfirmation, nachdem der Gottesdienst vorbei ist und ihre Gäste bei ihr Zuhause versammelt sind. Sie hat eine Rede vorbereitet. Im Handy sind all die Worte gespeichert, die sie für heute geschrieben hat. Ihre Worte sind beeindruckend ehrlich. Lassen Raum für Tränen, aber auch Lachen aus ihren jetzt so jugendlichen Augen. Das Lied ist ihr wichtig. Gibt ihr Mut. Sie will losgehn. Noch weiter aus sich heraus. Würdevoll. Respektvoll. Im Gepäck: Eine ordentliche Portion coole Teenager-Power, die unsichere Momente aushält, und zudem 14-lebenserfahrener Glaube.
Denn manchmal, sagt sie, brauche ich auch Gott an meiner Seite. Auch im Vertrauen auf ihn, will sie nicht mehr schüchtern sein. „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ ist ihr Konfirmationsspruch (Psalm 18,30).
Annemaries Moment bewegt. Im Herzen. Zu Tränen. Als Zeichen: Unendlich wertvoll sind Respekt, Würde und Freiheit eines Menschen. Zu dem Vertrauen: Gott ist ein Gott in Beziehung. Lebens-Schöpfer. Menschgewordene Liebe. Mutmachender Geist. Nicht irgendwo, sondern mittendrin. Nicht erst irgendwann so als Erwachsene, sondern natürlich auch schon mit 14.
Mirjam Valerius
Pastorin der Kirchengemeinde Steenfelde