Vor 80 Jahren, am 10. November 1943 wurden im Gefängnis in Hamburg vier Geistliche mit der Guillotine enthauptet: Hermann Lange, Johannes Prassek, Eduard Müller waren katholische Priester, und Karl Friedrich Stellbrink evangelischer Pastor - die „vier Lübecker Märtyrer“. Hermann Lange war einer von ihnen, ein waschechter Ostfriese, geboren 1912 in Leer. Er besuchte das Ubbo-Emmius-Gymnasium und wurde 1938 zum Priester geweiht. Er war in Lübeck tätig, wo die ungewöhnliche ökumenische Freundschaft der Vier begann. Sie waren kritisch gegenüber der Naziherrschaft; Lange scheute sich z.B. im Gespräch mit einem jungen Soldaten nicht, die Teilnahme am Krieg als im Grunde unvereinbar mit dem christlichen Glauben zu verurteilen. Deshalb wurden sie wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung“ vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.
Ich möchte heute an diese vier Mutigen erinnern! Und ich möchte uns fragen: was bedeutet es heute, an der richtigen Stelle mutig zu sein? Zwei Beispiele dazu:
- Nach dem mörderischen Angriff der Hamas auf Israel am 7.10. stricken viele an der Legende, als ob der Staat Israel Täter und nicht Opfer in dieser Eskalation sei. Dem gilt es mutig zu widerstehen – genau wie jeder Form des Antisemitismus in unserem Land und unseren Gemeinden. Und wir wollen mutig Freundschaft schließen mit allen, die im Heiligen Land den Frieden suchen – aus welchem Volk auch immer sie kommen.
- Viele leugnen den Wandel von Wetter und Klima, so als ob es normal sei, was da an irrsinnigen Fluten, Dürren und Feuersbrünsten über die Menschheit gekommen ist. Viele lehnen deshalb jegliche Maßnahme dagegen ab, als ob die Veränderung des Klimas eine Erfindung aus Berlin oder Brüssel sei. Dabei bedroht sie uns alle, dazu unsere Kinder und Enkel. Hier dürfen wir nicht schweigen, weil wir den Spott der Menschen fürchten. Hier sollten wir mutiger sein, zur Wahrheit zu stehen.
- Welche Beispiele fallen Ihnen noch dazu ein, wo wir heute mutig sein sollten?
Kannten Sie Hermann Lange schon? Oder die anderen drei? Wir Evangelischen wissen oft nicht, was bei unseren katholischen Nachbarn zu finden ist. Schauen Sie doch einmal nach – in der katholischen Kirche St. Michael, Kirchstraße 29, in der Altstadt von Leer. Hier finden Sie die Gedenkstätte für die vier Märtyrer. Die waren wirklich mutig – in dunkler Zeit. Ich wünsche uns allen Mut an der richtigen Stelle – dass wir nicht schweigen, wenn wir reden sollen!
Henning Behrends, Pastor in Detern
Mehr zu den vier Mutigen finden Sie bei: www.luebeckermaertyrer.de