Die ersten acht Wochen des Jahres sind schon wieder vergangen. Die guten Vorsätze sind nun etabliert oder nicht mehr da oder sollten nochmal neu bedacht werden. Die persönlichen, guten Wünsche zu Jahresbeginn, in Kurzform: „frohes neues“, sind verhallt oder hallen noch nach? Ganz neu ist das Jahr nicht mehr, aber ist es noch froh? Bist du zufrieden?
Ja und nein – wäre meine Antwort.
Vielleicht machst du dir ein paar Sonntagsgedanken: Was ist für dich unverzichtbar für Zufriedenheit?
Was brauchst du wie die Luft zum Atmen? Was ist deine Sehnsucht? Und wie zerbrechlich ist das alles?
Wir erleben ja durchaus Momente des Glücks und der Zufriedenheit und gleichzeitig erfahren wir die Zerbrechlichkeit dieser Augenblicke und die Enttäuschung, sie nicht festhalten zu können, sie wieder zu verlieren. Beides ist uns vertraut.
In einem Moment fühle ich mich „bei mir Zuhause“ und im nächsten Moment bin ich mir fremd: Geborgenheit und Fremdheit – beides ist in mir.
Ich bin angenommen – und doch überfallen mich Selbstzweifel und ich fühle mich unverbunden. Angenommensein und Selbstzweifel – beides ist in mir.
Ich empfinde tiefe Freiheit – und verliere sie wieder. Ich kann mich frei bewegen und fühle mich doch gebunden an die Strukturen des Lebens. Freiheit und Gebundensein – beides ist spürbar.
Immer beides: Zweifel – Glaube; Hoffnung – Resignation; Erwartung – Enttäuschung; Lärm – Stille; Gesundheit – Krankheit; Ruhe – Unruhe; Weite – Nebel; u.v.m. Ist das Leben ein Zusammenspiel von Gegensätzlichkeiten, wie Ebbe und Flut? Was macht Zufriedenheit dann aus? Kann ich trotzdem zufrieden sein oder ist auch Unzufriedenheit ein Antrieb?
Es ist sicherlich auch beides: Zum einen drückt Unzufriedenheit wahrscheinlich eine Sehnsucht aus und kann zur Veränderung führen, zum anderen kann ich auch in Situationen zufrieden sein, die gegensätzlich sind, wenn ich mich aber getragen weiß.
Schalom ist ein alter Friedensgruß, der dieses Getragensein ausdrückt.
Getragen, begleitet, behütet -trotz allem. Oder wegen allem.
Schalom lässt sich übersetzen mit: „Friede sei mit dir.“ In den Texten der Bibel sind diese Worte oft zu finden. Sie berühren die Sehnsucht nach einem unverlierbaren, tieferen Frieden, der unabhängig ist von äußeren Umständen, unserem Status oder von offenen Zukunftsfragen. Ein Friede, der beides trägt, unsere Unzufriedenheiten und unser Zufriedensein.
„Schalom, Friede sei mit dir!“, dass es gut werde mit Familie Mensch - das wünsche ich für den weiteren Jahresverlauf und darüber hinaus.
Holger Baller,
Pastor der Evangelischen Gemeinschaft Rhauderfehn