Vor vielen Jahren habe ich einmal einen alten, rostfarbenen Schlüssel gefunden, den anscheinend jemand vor der Kirche Idafehn verloren hatte. Es ist ein größerer Schlüssel, der wohl zu einer uralten Tür gehörte, wie man sie z.B. in einer Burg, einem Schloss oder einem Gutshof findet. Leider hat ihn bis heute niemand abgeholt. Es ist ein beeindruckender Schlüssel, den ich wohl deshalb auch bis heute nicht vergessen habe. Jedesmal, wenn ich ihn anschaue, erinnert er mich daran, welch große Bedeutung Schlüssel für unser Leben haben. Sie öffnen Türen von vertrauten Orten ebenso wie von solchen, in denen wir nur kurz zu Gast sind, z.B. in einem Hotel. Wobei die Schlüssel in Hotels von heute immer öfter die Form einer Plastikkarte haben, die für jeden Gast neu programmiert wird.
Ein wahrhaftes Schlüsselerlebnis ist es, wenn man seinen Schlüssel verliert. Im schlimmsten Fall bekommt man dann großen Ärger, z.B. wenn es sich um den Schlüssel einer Behörde handelt. Oder es wird teuer, weil das Öffnen einer Haustür durch den Schlüsseldienst auch schon mal 200 Euro kostet.
Ein Schlüsselerlebnis im übertragenen Sinn ist z.B. eine Begegnung, die mein Leben verändert oder eine Erkenntnis, die mich umdenken lässt. Nach diesem Schlüsselerlebnis ist vieles nicht mehr wie vorher, wie wenn man einen Raum verlassen hat und durch eine Tür einen neuen Raum betreten hat.
Eines der größten Schlüsselerlebnisse meines Lebens war die Tatsache, dass Gott in mein Leben getreten ist, was ungefähr zwischen dem 12. und dem 16.Lebensjahr der Fall war. Als Kind und Jugendlicher hatte ich ein geringes Selbstbewusstsein und war darüber hinaus auch sehr schüchtern. Im Konfirmandenunterricht und in der Jugendgruppe hörte ich dann von einem Gott, der mich so liebt, wie ich bin. Ich erfuhr die Nachricht, dass Jesus den Tod besiegt hat. Und ich spürte eine liebevolle Gemeinschaft, die ich so vorher noch nie erlebt hatte. Das begeisterte mich und ich wollte mehr wissen. Also forschte ich in der Bibel, ging zu Kirchentagen, fuhr auf Gemeindefreizeiten und las viele Bücher. Irgendwann konnte ich mir nicht mehr vorstellen, ohne Gott zu leben. Das war der Moment, wo ich Jesus Christus die Tür meines Herzens geöffnet habe, worüber ich bis heute jeden Tag froh bin. Wobei es dafür keinen konkreten Termin gab, sondern es waren eher viele Momente, wo mein Vertrauen zu Gott immer mehr gewachsen ist. Eine passende Bibelstelle dazu ist Johannes 10, Vers 9, in der Jesus sagt: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden“. Der Schlüssel zu dieser Tür heißt Glauben. Glauben ist das tiefe Vertrauen, dass ich geliebt bin und dass mich in Zeit und Ewigkeit nichts von Gottes Liebe trennen kann. Ich wünsche ihnen auch ein solches „Schlüsselerlebnis“ im Leben. Wir werden dadurch nicht zu einem Menschen ohne Fehler und Schuld, wohl aber zu Menschen, wie es in der Bibel heißt, „der lebendigen Hoffnung“ (1.Petrus 1,3), gerade auch in einer orientierungslosen und sorgenvollen Zeit.
Pastor Florian Bortfeldt, Idafehn