„Wie baue ich einen Kaninchenstall?“ – „Eine Schwarzwälder Kirsch-Torte backen – Schritt für Schritt“ – „Blockflöte spielen leicht gemacht“ – Für nahezu jeden Problemfall des praktischen Lebens findet sich mittlerweile ein Lernprogramm im Internet: anschauen, nachmachen und – im besten Fall – fertig. Wenn es im Glauben nur auch so einfach wäre! Der ist eben keine Frage der richtigen Handgriffe, die mich bei genügend Übung zum Erfolg führen. Und die Überzeugungen eines anderen einfach nachzumachen erscheint nur begrenzt sinnvoll: zu unterschiedlich sind die Lebenswege und Überzeugungen der Menschen. Ich bilde und erneuere meine Glaubensüberzeugungen, indem ich mir deutlich mache: Ich stehe mit meinen Lebensfragen und Überlegungen nicht allein und befinde mich nicht in einem isolierten Raum. Ich bin auf andere bezogen und sie auf mich. Wahrer Glaube aus Gott sieht mich, mein Leben und meine Entscheidungen immer eingebunden in ein Netz derer, die mich umgeben. Das lässt mich für mich und für andere Verantwortung übernehmen und entlastet mich gleichzeitig vom Gedanken, alles selber meistern zu müssen. Meinen Weg mit Gott gehe ich niemals im Alleingang. Ich brauche Menschen um mich herum, die mich mit ihrer Erfahrung, ihrem Glauben, ihrem Hoffen und Suchen stützen. Sie bewahren mich davor, einen Götzen anstelle Gottes zu finden. Darin liegt die Stärke jener Gemeinschaft, die sich christliche Kirche nennt. Es mag in unserer schnelllebigen Zeit mühsam erscheinen, Glaube weder per Knopfdruck noch im dreiminütigen Videoclip abschließend verständlich gemacht zu bekommen. Es bedarf der Aufmerksamkeitsspanne eines ganzen Lebens, den Glauben zu lernen. Von Gott genährt und gestärkt durch Wort und Tat und das Miteinander in der Gemeinschaft vermag ich diese Strecke zu meistern mit allem, was mich ausmacht, und allem, mit dem ich ringe. Gott steht an unserer Seite, er lässt mich nicht los – ich muss mich nur trauen, ihmzu folgen. Es lohnt sich, immer und zu jeder Zeit.
Diakon Jürgen Scholz,
Pfarrbeauftragter der Kath. Kirchen Overledingerland