Von der Hoffnung - 4.11.23

Dem Reformator Martin Luther werden die Worte zugeschrieben: „Wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“

In dem Gedicht von Theodor Fontane über „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ wünscht sich dieser im Sterben, dass ihm eine seiner geliebten Birnen mit ins Grab gelegt würde. So wird es gemacht und deshalb bekommen die „Jungs“ und „Deerns“ im Gedicht auch Jahre nach seinem Tod noch Birnen von Herrn von Ribbeck.

Äpfel und Birnen.

Beide Aussagen, der Satz von Luther und das Gedicht von Fontane, sprechen von der Hoffnung, von dem Trotzdem, von dem darüber hinaus und ihre Obstvergleiche machen deutlich, es ist nicht zu Ende, wenn es zu Ende ist. Neues fängt im Alten an.

Wenn Jesus vom Himmelreich, vom Guten, vom Schönen, vom Liebevollen erzählt hat, hat er auch immer wieder gesagt und gefragt, „es ist schon da, Neues fängt im Alten an, seht doch genau hin, erkennt ihr es denn nicht?“ 

Zugegeben, oftmals denke ich: „Nein, ich erkenne es tatsächlich nicht. Das Gute, das Schöne, das Liebevolle, das Neue soll schon da sein? Das Himmelreich soll schon hier sein? Puhh…“ Oftmals macht das Alte mir Angst. Diese Welt, diese Zeit macht Angst. Ich habe Zweifel und Fragen und sehne mich nach Hoffnung, nach dem Gutwerden in der Welt, kann es aber nicht erkennen.

Ich möchte es gerne erkennen, jetzt. Nicht warten, bis sich die Zeiten ändern, bis Besseres am Horizont erscheint. Nicht warten, dass alle anderen es verstehen.

Ging es Luther und „Herrn von Ribbeck“ ähnlich? Hatten sie schlechte Zeiten, ob weltlich oder persönlich und haben trotzdem an die Zukunft geglaubt? Hoffnung im Trotzdem?

Apfelbaum, Birnenbaum, vielleicht können aber auch Blumenzwiebeln Zeichen der Hoffnung sein: Das Neue, das Schöne, die Blumen sind bereits in der Zwiebel angelegt. Es beginnt unscheinbar und unsichtbar, es zeigt sich dann im Frühjahr. 

Vielleicht kann auch ein Lächeln an der Supermarktkasse ein Zeichen der Hoffnung sein oder die Begegnung in einem Café. Oder die geliebte Serie oder ein gutes Buch. Vielleicht sehen wir es im Händchenhalten eines jungen Pärchens, eines alten Paares. Vielleicht erkennen wir das „trotzdem“ im Kreislauf der Natur. Oder ganz anders? 

Blumenzwiebeln können übrigens jetzt noch bis zu den ersten frostigen Nächten im November gepflanzt werden, Apfel- und Birnenbäume auch.

Die neue Welt fängt heute an. Hoffentlich.

 

Holger Baller,

Pastor der Evangelischen Gemeinschaft Rhauderfehn