Es ist Kerzenzeit. Früh wird es dunkel. Wenn es draußen weht und stürmt, sich am Himmel alle Tore öffnen und ein Platzregen mich überrascht, suche ich Schutz. Schirm auf, Kapuze hochgezogen, zum nächsten Unterstand oder doch umkehren. Immer mehr möchte ich es mir gemütlich machen. Letzte Woche trugen Kinder so strahlend und stolz ihre Laternen durch unsere Straßen, zu unseren Häusern und in unsere Herzen. Wunderschönes Laternenlicht.
Viele Menschen zünden gerade in diesen Tagen Kerzen an. Sie werden still: Warum Krieg? Warum Tote? Warum Angriffe auf Zivilisten? Warum Schmähungen und Hetze gegen Glaubende? Als Zeichen für unsere unendliche Sehnsucht nach Frieden leuchten viele Kerzen: Friedenslichter! Leuchten zur Erinnerung. Zum Gedenken. Zur Mahnung. Um der Trauer einen Ort zu geben. Um ein Gebet zu begleiten. Für dich und für euch.
Kerzen leuchten. Auch an Grabstellen und Gedenkorten. In unseren Fenstern und vor ihren Bildern. Weil du nicht mehr da bist. Weil ihr fehlt. Seit vielen Jahren oder jetzt. Ihr, die wir nur noch einmal gern in den Arm nehmen würden. Du, Menschenskind, das ihr so gern auf eurem Arm in diesem Leben willkommen geheißen hättet. Viele entzünden Kerzen, um zu erinnern. Weil Worte ungesagt blieben. Weil die Sehnsucht so tief sitzt… und eine Kerze leuchtend Zeichen setzt.
Schon eine Kerze, die leuchtet, bringt Licht in unser Dunkel. „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben“, heißt es in Psalm 34,19. Ein Wort der Psalmen als wertvoller Schimmer des Trostes. Als sehnsüchtiges Leuchten in den Unfrieden dieser Zeit. Als behutsamer Schein der Hoffnung in meine Trauer. Kerzen, so leuchtet doch… für dich und für euch.
Mirjam Valerius (Pn. in der KG Steenfelde)