Am 24. Juni war Johannistag, benannt nach Johannes dem Täufer. Er soll an diesem Tag geboren sein, ein halbes Jahr vor Jesus. Nie sind die Tage länger als jetzt, nie ist die Welt heller, die Natur reicher an Düften und Farben. Und sogar die Nächte sind lichter, wenn die Johanniswürmchen durch die Luft tanzen oder Menschen bei Gartenfesten so viele Kerzen anzünden, dass die Nacht nicht dunkel bleibt.
Wer war dieser Johannes, nach dem ein Tag im Jahr und Generationen von Kindern benannt wurden - denken Sie an Namen wie Johanna, Hans und Jan.
Johannes zog sich aus der Welt zurück in die Wüste, trug Kamelfelle und lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er war radikal und zornig und prangerte an, was um ihn herum schieflief. Er stellte sich an den Jordan und sammelte Menschen um sich. Er taufte sie. Und mahnte sie: Ändert euer Leben, denn der Himmel Gottes ist ganz nah.
„Was sollen wir denn anders machen?“, fragten ihn die Getauften. Und er sagte: „Es ist ganz einfach. Teilt, was ihr habt. Giert nicht nach mehr, als ihr zum Leben braucht. Und quält niemanden mit Unrecht oder Gewalt.“
Botschaft des Johannes, zeitlos aktuell. Johannes selbst hat diese Botschaft mit dem Leben bezahlt, weil er sie auch den Mächtigen sagte.
Wehmut liegt über der Erinnerung an ihn, so wie auch ein Hauch von Wehmut über diesen letzten Junitagen liegt. Der Zenit des Jahres ist überschritten, die Tage werden kürzer. Im Blick auf Jesus soll Johannes gesagt haben: Er muss zunehmen, ich aber muss abnehmen. Trotzdem ist er als kraftvoller Gottesstreiter bis heute unvergessen. Besonders in diesen Tagen, die nach Johannisbeeren schmecken und so licht sind. Licht wie Menschen, in denen etwas von Gott ist.
Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer
Ev.-luth. Sprengel Ostfriesland-Ems