In einer kurzen Weisheitsgeschichte wird folgendes erzählt: „Hampus, dreieinhalb Jahre alt, hat wie viele andere Kinder großen Spaß daran, aus allem Möglichen und Unmöglichen einen Wettbewerb zu machen. Und er hat viele in seiner Umgebung gelehrt, Gewinnen und Verlieren mit anderen Augen zu sehen. Wenn Hampus nicht der Erste ist, sagt er zum Gewinner: „Ich habe nach dir gewonnen!“
Mal Hand aufs Herz; haben Sie schon jemals in einem Wettkampf oder Bewerbungsverfahren, bei dem Sie nicht als Sieger*in oder Ausgewählte*r den Platz oder Raum verlassen haben zum/zur Ersten freudestrahlend gesagt: „Ich habe nach dir gewonnen!“ Also ich nicht und mir ist in diesem Moment auch noch niemals der Gedanke gekommen, mein „Zweitesein“ aus dem „Hampus-Blickwinkel“ zu betrachten.
Und während ich mir das eingestehe, merke ich, wie sehr ich mir solch eine Herzenshaltung für mich und andere junge und gereifte Menschen wünsche, endlich aus diesen oft so destruktiven Bewertungen von: gewonnen oder verloren, gut oder schlecht, in oder out, herauszukommen. Sie setzen unter Druck, schüren Angst und ersticken die Neugierde, die Freude und den Mut zum Reifen.
Doch da gibt es diesen „Hampus“ aus der Geschichte und mir fallen nach und nach andere Männer und Frauen ein, die mir im Leben in „Hampus-Manier“ zum Vorbild geworden sind. Von manchen weiß ich, dass sie sich immer wieder bewusst Zeit nehmen, um sich von Gottes Blick der Liebe und Güte auf das persönliche Leben prägen zu lassen, sich dabei an Menschen aus der Bibel orientieren und deren Erfahrungen vertrauensvoll für ihr Leben in Anspruch nehmen. Mir fällt dazu ein Vers aus Psalm 8 ein, in dem es von Gott heißt: “Du hast den Menschen ein wenig niedriger gemacht als die Engel; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt (Vers 6).“ Der Psalmbeter ruft hinaus, worauf er als feste Gewissheit für sein Leben baut und was sein Selbstbild prägt:“ Ich bin mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt!“ Und durch Jesus dürfen Sie und ich das auch für uns als Lebens-Prägung in Anspruch nehmen. D.h. wir brauchen uns nicht über mangelnde Eigenschaften beklagen oder deprimiert sein, nicht „Beste/r“ zu sein. Ganz im Gegenteil! Wir sind eingeladen uns immer wieder die Ausstrahlung und Wertigkeit bewusst zu machen, die Gottes Herrlichkeit uns verliehen hat und täglich neu verleiht; unabhängig von jeglichem Ausgang einer Situation, eben in „Hampus-Manier“.
Und ein Gedanke dazu noch zum Schluss: Nicht nur mir und Ihnen persönlich tut es womöglich gut zu denken, „Ich habe gewonnen – wenn auch nach dir“, sondern ich stelle mir vor, dass mit diesem geprägten Selbstbild auch Räume „heller“ werden, die wir betreten und sich atmosphärisch manches entspannt. Das dürfen wir glauben und womöglich dann ins Staunen darüber kommen, wie sich andere Menschen ebenfalls „ erlauben“ aus dem Schatten ins Licht zu treten und spüren: „Ich bin von Gott gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre.“
Anja Refke, Diakonin im Kirchenkreis Rhauderfehn