„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.“ Dieser Satz des Petrus wurde zum Monatsspruch April ausgewählt (1. Petrusbrief 3,15).
Wann wurde zuletzt von Ihnen Rechenschaft gefordert? Wenn Sie Mitglied eines Vereins sind, legt der Vorstand auf der Jahreshauptversammlung vor Ihnen Rechenschaft ab. Aber ich bin sicher, dass Sie in diesem Jahr noch keine Rechenschaft ablegen mussten, über die Hoffnung, die Sie erfüllt, oder nicht?
-Schade eigentlich; denn wenn jemand uns ernsthaft fragen würde: „Was hoffst du, was mit uns geschieht, wenn wir einst gestorben sind?“ oder „An welchen Zielen halten Sie fest, auch wenn die Ziele realistisch nicht (mehr) zu erreichen sind?“ oder „Woher nimmst du immer deinen Optimismus?“ Wenn uns jemand das fragen würde, dann würde sie sich wirklich für unsere Meinung interessieren, wäre sogar unseren Sehnsüchten und Wünschen auf der Spur.
Leider hat die Hoffnung einen schlechten Ruf. Sie steht im Verdacht naiv zu sein. Sie steht dafür, unrealistische Ziele entgegen besseren Wissens zu verfolgen. Andererseits könnte es sich als Überlebensstrategie erweisen, wenn es hart auf hart kommt, die Hoffnung zu bewahren. Uns faszinieren doch diese Geschichten am allermeisten, in welchen die Helden am Ende gewinnen, obwohl zuvor alles gegen sie gesprochen hatte. Uns langweilen Geschichten, in denen ein gewissenhafter Protagonist ein durchdachtes Konzept zuverlässig umsetzt und sein Plan sich größtenteils erfüllt. Uns fesseln Geschichten, in denen der Held unvernünftig handelt und höchstens darauf hoffen kann, mit viel Glück am Ende doch als strahlender Sieger dazustehen. Insofern ist die Bibel ein Buch der unvernünftigen Helden, die es (weiß Gott wie) am Ende doch schaffen, sich durchzusetzen.
Ich denke an David, der von König Saul mit einer ganzen Armee verfolgt wird. Saul will David töten, um seinen Thron zu verteidigen. David versteckt sich mit einigen seiner Kämpfer in einer Höhle. Später kommt Saul -alleine- in genau diese Höhle, um seine Notdurft zu verrichten. Die Soldaten sagen zu David „Gott hat deinen Feind in deine Hände gegeben!“ Aber David, anstatt dass er seinen Verfolger sauber und leise abmurkst, schneidet er ihm lediglich ein Stück vom Mantel ab. Das präsentiert er Saul danach, um zu beweisen, dass er ihn auch mit Leichtigkeit hätte töten können (1. Samuel 24). David wollte nicht gegen Gottes Gebote verstoßen und legte sein eigenes Schicksal in Gottes Hände.
Genau so könnten auch wir für uns Hoffnung definieren, ohne dass sie einen negativen, weil naiven Beigeschmack bekommt: Hoffnung als Überlebensstrategie. Und zwar Hoffnung in der selbstbewussten Gelassenheit, die die Rettung der Menschen nicht vom eigenen Tun, sondern vom Handeln Gottes abhängig macht. Und in der Bereitschaft, das anzupacken, was Gott uns an Herausforderungen vor die Füße legt.
Pastor Torben Weinz, Collinghorst