Immer wieder treffe ich ihn auf seinen regelmäßigen Spaziergängen durch die Straßenzüge der Gemeinde. Geradlinigen Schrittes dreht er seine Runden. Manchmal grüßen wir uns aus der Ferne. Ein anderes Mal kommen wir miteinander ins Gespräch. Mit offenen Ohren und wachen Augen ist er unterwegs. Er ist sich nicht zu schade den Müll einzusammeln, der bei den Automaten eher in der nächsten Straßenrinne als im Mülleimer landet.
Ich höre, dass er ein offenes Ohr für die Jugendlichen in der Umgebung hat. Manche vertrauen ihm und sprechen ganz offen. Er hört zu. Vielleicht ganz anders als es die jungen Menschen sonst kennen. Da stört es sie auch nicht, wenn er dann Tacheles redet, weil er den Eindruck hat, dass etwas in die gänzlich falsche Richtung läuft. Er spricht es aus und ist dabei deutlich und klar. Irgendwie gelingt es ihm mit den jungen Leuten in einer guten Verbindung zu bleiben.
Neulich wirkt er allerdings ein wenig besorgt auf mich. Wir sprechen über die Herausforderungen, die Jugendliche haben und wie sie ihre Probleme manchmal kompensieren. „Wir können die Welt nicht verändern“, sagt er ziemlich nachdenklich, „aber besser machen können wir sie schon ein wenig.“ Seine Stimme kling fest und überzeugt als er das zu mir sagt. Resignieren gilt nicht.
„Ihr seid das Salz der Erde“ Diese Worte werden Jesus zugerechnet. Das Hineinwirken in die Gesellschaft ist nicht allein die Aufgabe von Christinnen und Christen.
Vor einer Kirche in einem recht belebten Stadtteil von Hamburg an der täglich Tausende von Autos vorbeifahren werde ich noch einmal ganz neu daran erinnert. Keiner möge mehr sagen, dass es auf ihn oder sie nicht ankommt. In unsicheren Zeiten sind wir alle besonders gefordert.
Thomas Kersten, Superintendent im Kirchenkreis Rhauderfehn