Wenn mir ein Licht aufgeht – 04.05.2024

Es gibt es Momente, wo Menschen öffentlich Kerzen anzünden. In der Osternacht, zur Taufe oder Hochzeit, als Fürbitte für sich und andere, für eine gute Reise, für Genesung oder Frieden. Auf Friedhöfen brennen Kerzen als Zeichen der Trauer und Auferstehungshoffnung. Nach Unfällen oder Attentaten leuchtet ein Lichtermeer als Zeichen der Anteilnahme. Immer geht es dabei um Mitgefühl und Verbundenheit mit Menschen, deren Sorgen und Hoffnungen man teilt. Wer solche Kerzen aufstellt, sucht häufig auch nach Gott, der Finsternis in Licht verwandeln kann. Mit Worten wie „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“ oder „Ich bin das Licht der Welt!“ schenkt Jesus Lebenszuversicht.

Ein krasser Gegensatz dazu waren die Kerzen vor dem Eingang einer Kirche in Gera. Sie wurden angesteckt auf einem der Aufmärsche, die regelmäßig von Rechtsextremen organisiert und von der AfD unterstützt werden. Auch wenn die Organisatoren es anders behaupten, es ging nicht um das Gedenken der Opfer der Bombardierung Dresdens vor 79 Jahren! Es ging weder um Andacht noch um Mitgefühl! Die vor der St.-Johannis-Kirche angesteckten Kerzen brannten in einer Atmosphäre des Hasses und aggressiver Drohungen. Umsturzphantasien und die Losung der nationalsozialistischen SA begleiteten den Aufmarsch. Als die Menge lärmend weiterzog, ließ sie die Kerzen vor der Kirchentür brennend zurück.

Ich stelle mir folgendes vor: Es ist wieder Frieden eingekehrt. Der böse Spuk ist vorbei. Die in finsterer Absicht aufgestellten Kerzen leuchten in der Nacht. Eine für die Opfer von Krieg und Gewalt, eine für die Trauernden, eine für diejenigen, die Liebe und  Wertschätzung suchen, eine für die, die ihre Lebensfreude mit anderen teilen, eine für Dich und mich und eine für diejenigen, die Dir und mir am Herzen liegen. Bleibt behütet!

 

Mathias Dittmar, Pastor i.R. in Rhauderfehn