Moin, liebe Leserinnen und Leser!
Warten nervt. Wenn der sich der Physiotherapeut wieder mal verspätet hat, wenn die Verabredung nach zehn Minuten immer noch nicht da ist oder es beim Arzt kein Stückchen vorwärts geht. Warten kann sogar unerträglich sein: Wenn ich auf das Ergebnis einer wichtigen Untersuchung warte. In jedem Fall ist Warten immer schwer zu ertragen. Wir sind es gewohnt, die Dinge in der Hand zu haben – beim Warten bestimmen aber andere über unsere Zeit. Und die zieht sich prompt wie Kaugummi. Außer: im Advent. Im Advent haben wir aus dem Warten eine Kunst gemacht.
24 Tage lang werden Kerzen angezündet und Türchen geöffnet, mit Kindern und Enkeln Weihnachtskekse gebacken, Adventslieder gesungen, besondere Beschäftigungsangebote im Haus trotz oder gerade wegen Corona.
Warten, das ist im Advent eigentlich was richtig Schönes. Eigentlich…
Im Advent haben wir das Warten derart ausgeschmückt, dass es eigentlich schon gar kein Warten mehr ist. Beim Adventswarten fehlt eben etwas Entscheidendes: Die Langeweile. Die Zeit, Löcher in die Luft zu starren. Die Einsicht, dass ich absolut nichts daran ändern kann, wie schnell die Zeit vergeht und dass manches eben seine Zeit braucht. Auch, dass Gott den Weg in mein Leben findet.
Doch kaum eine Zeit ist so stressig wie die vorweihnachtliche.
Kein Wunder, dass die ersten Weihnachtsmänner spätestens nach den Herbstferien in den Supermärkten stehen: Der Advent reicht einfach nicht mehr aus für die vielen Dinge, mit denen wir ihn angefüllt haben, um ja nicht das zu tun, was uns so schwerfällt: warten. Deswegen: Lassen Sie mal eben alles zur Ruhe kommen. Setzen Sie sich auf ihren Lieblingsplatz zu Hause und gucken Sie aus dem Fenster. Bis Sie sich so richtig nach Strich und Faden langweilen. Und dann hören Sie in sich hinein, zünden eine Kerze an. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die im Dunkeln wohnen, scheint es hell.“
Gott kommt in mein Leben. Nicht zu irgendwem, nicht irgendwann. Sondern jetzt und zu mir. Darauf warten wir. Vielleicht begegnet Gott Ihnen ja in diesem Moment der Ruhe in seinem Wort oder im Zuspruch eines lieben Menschen… Darauf zu warten ist es wert.
Und dann wieder zurück ins Getümmel…
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Ihr Pastor Klaus Bajohr-Mau