Einsam und verlassen hängt er das ganze Jahr über bei uns auf dem Dachboden: der Herrnhuter Stern. Gerade die dunkle Zeit im November bleibt noch abzuwarten. An den Tagen rund um Volkstrauertag und Ewigkeitssonntag bleiben die Häuser traditionell noch ungeschmückt. Und auch das Fallen der Blätter von den Bäumen, das trübe Wetter und die früh einsetzende Dunkelheit gehört zu diesen Novembertagen dazu. Es sind stille Erinnerungen an die Zeitlichkeit des Lebens.
Aber am 1. Adventswochenende ist es dann so weit: Unser Herrnhuter Stern strahlt unter unserem Carport und bringt nun abends Licht in die Dunkelheit. Jahr für Jahr freue ich mich auf diesen Anblick!
Seinen Ursprung hat der Stern in der Herrnhuter Brüdergemeine, die mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Im Jahr 1722 gewährte Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf protestantischen Flüchtlingen auf seinem Gut Berthelsdorf in der Oberlausitz Zuflucht.
Mitte des 19. Jahrhunderts ließ ein Herrnhuter Lehrer die Internatskinder im Mathematikunterricht Sterne aus verschiedenen Formen basteln, um ihnen ein besseres geometrisches Verständnis und zugleich die Weihnachtsgeschichte zu lehren. Anschließend schmückten sie mit den Sternen in der Adventszeit ihre Internatsstuben.
Im Jahr 1897 konstruierte Pieter Hendrik Verbeek dann den ersten zusammensetzbaren Stern, der über die Herrnhuter Buchhandlung in die ganze Welt verkauft wurde.
Ein echter Herrnhuter Stern hat bis heute 17 viereckige und 8 dreieckige Zacken. Die größten Sterne mit 2,5 Meter Durchmesser hängen unter anderem im Kanzleramt und im Berliner Dom.
Jedes Jahr in der Adventszeit erstrahlen die Herrnhuter Sterne auch in unserer Region. Sie erinnern uns an den Stern von Bethlehem und die hoffnungsvolle Botschaft von Weihnachten.
Bereits im Alten Testament lesen wir davon: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht …, denn ein Kind ist uns geboren“ (Jesaja 9).
Wie dunkel und trübe wäre der Dezember ohne Advent und Weihnachten! Wir dürfen uns daran erinnern, dass mit Jesus Christus ein Licht in unsere dunkle Welt gekommen ist. Auf dieses Licht weist der Herrnhuter Stern bis heute hin. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine helle und bewahrte Adventszeit!
Matthias Bokelmann, Pastor
(Ev.-luth. Dreieinigkeits-Kirchengemeinde Rhauderfehn)