Glaubensheiterkeit im Abschiedsgottesdienst
Regionalbischof Klahr in den Ruhestand verabschiedet
öso. Emden. Nach 16 Jahren im regionalbischöflichen Dienst für den Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems wurde Regionalbischof Dr. Detlef Klahr von Landesbischof Ralf Meister in einem Festgottesdienst in den Ruhestand verabschiedet.
Mit festlichen Klängen musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Landesposaunenart Hayo Bunger und dem Sprengelensemble, von Kirchenmusikdirektor Johannes Geßner an der Orgel und der Kantorei der Martin-Luther-Kirchengemeinde Emden mit Brigitte Höhn an der Orgel unter der Leitung von Kirchenkreiskantor Marc Waskowiak.
Die Superintendentin des Kirchenkreises Emden-Leer, Christa Olearius, führte durch den Gottesdienst und moderierte die Grußworte. Die beiden Kirchenvorsteherinnen Hille Hunger und Brigitte Wachs waren mit Lesung und Gebet am Gottesdienst beteiligt.
Nach dem Gottesdienst gab es bei einem Empfang die Möglichkeit zu Begegnung und Gespräch. Viele nutzten die Gelegenheit, sich persönlich von Regionalbischof Klahr zu verabschieden.
Glaubensheiterkeit im Abschiedsgottesdienst
Was Glaubensheiterkeit bedeutet, haben 700 Menschen im Abschiedsgottesdienst für Regionalbischof Klahr in der Emder Martin-Luther-Kirche erlebt. Der Regionalbischof vermochte es immer wieder, die Gemeinde zum Lachen zu bringen und trotz aller Wehmut, fröhlich voneinander Abschied zu nehmen.
Tief bewegt dankte der Regionalbischof für die gute Zusammenarbeit und die vielen freundlichen Begegnungen in den vergangenen Jahren. Klahr dankte allen, die gemeinsam mit ihm im Dienst der Verkündigung im Sprengel verbunden sind und auch den rund 60 Jugendlichen, die aus den Kirchenkreiskonventen und der Landesjugendkammer zum Abschied nach Emden gekommen waren. „Ostfriesland, das Emsland und die Grafschaft mit seinen liebenswerten Menschen werden immer in meinem Herzen bleiben. Wir haben hier 16 Jahre lang miteinander unseren Glauben gelebt und gestaltet. Der Dienst und der Auftrag in diesem schönen Sprengel waren für mich all die Jahre eine Freude und eine Ehre. Gott baut seine Kirche zu allen Zeiten. Es ist ein Geschenk, dass wir daran mitarbeiten dürfen.“
Bildung - Reichtum für das Leben
Besonders dankte Klahr seiner Grundschullehrerin Rosemarie Hertzog aus Bergen und seinem Hochschullehrer Professor Dr. Wolfgang Sommer aus Neuendettelsau, die beide in den Abschiedsgottesdienst gekommen waren. Beide hätten ihn gelehrt, dass Bildung ein Reichtum für das Leben sei und dass wahre Bildung immer den Respekt vor den Menschen einschließe.
Offene Ohren für Gottes Wort
„Bevor wir selbst zu Botinnen und Boten seiner befreiender Botschaft werden könnten, müsste Gott uns berühren und unsere Ohren öffnen“, sagte Klahr in seiner Abschiedspredigt. Gott habe seinen Segen und sein Wort hineingesprochen in diese Welt und in die Situation unseres Lebens. Sein schöpferisches Wort löse die Fesseln, die das Leben auf tausend Weisen einengen.
Es sei wichtig, Menschen an der Seite zu haben, die das Hören auf Gottes Wort ermöglichen. So sei es dem Taubstummen in der biblischen Geschichte aus dem Markusevangelium gegangen (Markus 7,31-37). Er wurde von anderen zu Jesus gebracht. Allein hätte er nichts von ihm gewusst.
„Das gehört zum Auftrag der Kirche: Die Kraft und die Hoffnung des Glaubens sichtbar werden lassen. Teilhabe ermöglichen. Integrieren – nicht ausgrenzen, helfen – nicht wegsehen“, betonte Klahr und sagte weiter: „Segen empfangen und weitergeben ist ein wunderbarer Auftrag für uns Christen und für unsere Kirche. Dabei ist es nicht unser Auftrag, den Segen sparsam zu verwalten, sondern großzügig weiterzugeben.“ Im Segen könne die heilende und verändernde Kraft der Zuwendung erfahrbar werden, wie sie in Christus für alle Menschen sichtbar geworden sei. Christi Wort öffne die Sinne für das Leben.
Begegnungen verändern das Leben
Begegnungen verändern das Leben und den Glauben. Manches komme anders, als man es selbst planen könne. Davon erzähle die biblische Geschichte und das habe er in seinem eigenen Leben erfahren, stellte Klahr heraus und stimmte mit den letzten Worten seiner Abschiedspredigt ein in das staunende Lob Gottes: „Gott hat alles wohl gemacht.“
Entpflichtung durch Landesbischof Meister
Nach dem Verlesen der Urkunde durch Dr. Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamtes der Landeskirche Hannovers, entpflichtete Landesbischof Ralf Meister Regionalbischof Klahr von seinen Aufgaben als Regionalbischof und entließ ihn unter Gebet und Segen in den Ruhestand.
Vier Personen assistierten dem Landesbischof dabei und sprachen dem Regionalbischof ein persönliches Segenswort zu. Wiebke Zimmermann (Landesjugendkammer) für die Jugendlichen, die Sprengelsprecherin für den Lektoren- und Prädikantendienst Christine Seidemann für alle, die ehrenamtlich im Verkündigungsdienst im Sprengel tätig sind, Pastorin Dr. Hannegreth Grundmann (Pressesprecherin und persönliche Referentin des Regionalbischofs) für die Pastorinnen und Pastoren und Superintendent Dr. Bernd Brauer als stellvertretender Regionalbischof für die Superintendentinnen und Superintendenten des Sprengels Ostfriesland-Ems.
Der Bischofsrat hatte dabei den scheidenden Regionalbischof in die Mitte genommen: Dr. Hans Christian Brandy aus Stade, Friedrich Selter aus Osnabrück, Dr. Petra Bahr aus Hannover und Dr. Adelheid Ruck-Schröder aus Hildesheim.
Freude an der Verkündigung
Landesbischof Meister dankte Regionalbischof Klahr für sein segensreiches Wirken. Klahr habe das geistliche Leben und die Dienstgemeinschaft im Sprengel Ostfriesland-Ems seit fast genau 16 Jahren mit seiner fröhlichen Heiterkeit und positiven Lebenszuwendung geprägt. Das Bibelwort, das sich Klahr zu seiner Verabschiedung ausgesucht hatte, bringe seine unterhaltsame und immer ermutigende Verkündigung zum Ausdruck, die von einer tiefen Dankbarkeit in Christus spreche. „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündige all dein Tun.“ (Psalm 73,28)
„Das haben wir erlebt mit Dir. Du liebst die Menschen und ihre Werke, die Schöpfung und ihren Glanz und empfindest alles wie ein großes Geschenk“, sagte der Landesbischof. Klahr sei es wichtig gewesen, immer neu der Liebe Raum zu geben und sich nicht mit gegebenen Verhältnissen abzufinden. Es sei eine jesuanische Haltung, auf Unrecht und Gewalt nicht mit Gewalt zu antworten, sondern mit Liebe.
Klahrs ehrliche Zugewandtheit, seine fröhliche, übervolle Herzlichkeit habe viele Menschen berührt, fasste Landesbischof Meister das Wirken des scheidenden Regionalbischofs zusammen.
Vom Postboten zum Regionalbischof
Landesbischof Meister würdigte noch einmal Klahrs Werdegang. Mit 18 Jahren hatte Klahr seine Ausbildung bei der Post als Postoberschaffner abgeschlossen, begann 1978 das Theologiestudium an der Theologischen Akademie Celle/Hermannsburg und trat seine erste Pfarrstelle nach dem Vikariat 1986 in Uelzen an. Ab 1990 war Klahr sieben Jahre lang Assistent für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, wurde danach Pastor in Isernhagen, Superintendent in Burgdorf und ab dem 1. September 2007 Landessuperintendent beziehungsweise Regionalbischof im Sprengel Ostfriesland-Ems.
Grußworte
Drei Grußworte aus den Bereichen Politik, Kultur und Ökumene schlossen sich unmittelbar an den Gottesdienst an. Landesposaunenwart Hayo Bunger und Kirchenkreiskantor Marc Waskowiak rahmten die Redebeiträge mit eigenen Improvisationen in verschiedenen Musikrichtungen mit Posaune und Klavier zu dem alten Kirchenlied „Komm, heiliger Geist“.
Dank aus der Politik
Landtagsvizepräsidentin Barbara Otte-Kinast überbrachte die Grüße von Landtagspräsidentin Hanna Naber und den Dank des Niedersächsischen Landtags. Regionalbischof Klahr habe es vermocht, Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlichster Ebenen aus Politik, Kirche und Gesellschaft an einen Tisch zu bringen, um positive Entwicklungen voranzubringen. Klahr habe stets zu einem aktiven Miteinander eingeladen und sich der Diskussion über schwierige politische und gesellschaftliche Themen gestellt. In Kooperation mit der Hochschule Emden-Leer ging es in gemeinsamen Veranstaltungen um Fragen zu Europa, zum Umgang mit Flüchtlingen, zur Pandemie oder zum Krieg in der Ukraine, in Zusammenarbeit mit der Hanns-Lilje-Stiftung um den Fachkräftemangel und in diesem Jahr mit Partnerinnen und Partnern aus der Region und aus dem Bundestag um das Thema „Sterbehilfe“.
Mit einem deutlichen Bekenntnis zur Demokratie und einer konkreten Beteiligung am politischen Diskurs habe Regionalbischof Klahr die neue Verfassung der Landeskirche in vorbildlicher Weise mit Leben gefüllt, sagte Otte-Kinast.
Begegnungen machen das Leben lebenswert
Der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, dankte Klahr für die vielen Begegnungen an unterschiedlichen Stellen seines Wirkens in Ostfriesland in den Bereichen Geschichte, Kunst und Kultur, sei es an der Arbeitsstelle für evangelische Religionspädagogik Ostfriesland in Aurich (ARO) zu Bildungsfragen oder in seinem Einsatz für den Erhalt und die Förderung der Johannes a Lasco Bibliothek, im Bereich der Erinnerungskultur in den KZ-Gedenkstätten Esterwegen und Engerhafe oder in gemeinsamen Vortragsveranstaltungen mit der Ostfriesischen Landschaft zum Thema „Bestattungskultur“. Das Thema „Kunst und Kultur“ habe Klahr zudem sehr am Herzen gelegen.
Begegnungen mit Menschen machen das Leben lebenswert, stellte Mecklenburg heraus und sagte: „Ihre Leidenschaft für den Glauben und ihre Liebe zu den Menschen Ostfrieslands haben uns alle sehr berührt und inspiriert.“ Durch seine klare, offene und zugängliche Art habe der Regionalbischof es vermocht, eine Atmosphäre des Vertrauens und der Gemeinschaft zu schaffen. Klahrs Einsatz für Ostfriesland sei stets von großer Wertschätzung und Respekt geprägt gewesen.
Sehnsucht nach Einheit in Verschiedenheit
Der Ökumene-Beauftragte des Bistums Osnabrück, Domkapitular Reinhard Molitor, überbrachte Grüße von Diözesanadministrator Weihbischof Johannes Wübbe, von Bischof Franz-Josef Bode und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Niedersachsen (ACK).
Molitor betonte die gemeinsame Sehnsucht nach der größeren Einheit der Kirche. Er habe einen Traum, dass die Kirchen wieder eins werden. Nun habe es in diesem Jahr auf dem Ökumenischen Kirchentag in Osnabrück erstmals eine Einladung zur ökumenischen Gastfreundschaft zum Abendmahl gegeben.
Molitor erzählte von einer besonderen Begegnung mit Regionalbischof Klahr im Jahr 2016 im Dom zu Osnabrück, als beide im gemeinsamen Schmerz verbunden waren, nicht gemeinsam Abendmahl feiern zu können. Klahr war von Bischof Bode zu einem Grußwort im Pontifikalamt am Martinstag eingeladen worden. Klahr betonte die ökumenische Bedeutung des Heiligen Martin: Dieser Heilige verbinde die Kirchen in besonderer Weise in der Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Die Barmherzigkeit mache uns immer auch Christus ähnlich, habe Klahr herausgestellt.
„Hörende sind wir gemeinsam. Der Grundton ist die Liebe. Gottes Wort ist der Anfang. Unsere Suche gilt dem Ziel der Gemeinschaft“, fasste Molitor sein Grußwort aus der Ökumene am Ende zusammen und endete mit den persönlichen Worten: „Danke für Dein Suchen und Finden. Bleib neugierig und vergiss das Staunen nicht.“
In Zukunft Hannover
Regionalbischof i.R. Dr. Detlef Klahr zieht in seinem Ruhestand nach Hannover und beginnt an der Leibniz Universität das Studium der Kunstgeschichte.
Seine Nachfolge ist noch ungeklärt. Die Stelle wurde erstmals bundesweit ausgeschrieben.