Collinghorst. Im Rahmen der Visitation der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Collinghorst durch den Superintendenten Thomas Kersten besuchten Mitglieder des Kirchenkreisvorstands und der Kirchengemeinde das Wasserwerk Collinghorst. Unter der Führung vom Mitarbeiter für Wasser-und Versorgungstechnik, Herrn Holger Luikenga, erhielten Superintendent Thomas Kersten, Vorstandsmitglied Anita Broers sowie aus der Kirchengemeinde Liane Gerdes, Sigrid Fleßner, Daniela Pruin (KV Vorsitzende) und Gerda Götze Einblicke in die komplexen Prozesse der Wasseraufbereitung und die Bedeutung des Werks für die Region.
Das Wasserwerk Collinghorst fördert aus fünf Brunnen Grundwasser in rund 120 Metern Tiefe und bereitet dieses in einem mehrstufigen Prozess zu hochwertigem Trinkwasser auf. Bei einem Rundgang durch die verschiedenen Stationen des Wasserwerks, von der Belüftung über die Filterstufen bis hin zu den Reinwasserbehältern, konnten die Gäste die technologischen Abläufe der Wasseraufbereitung nachvollziehen.
Zunächst wird das Rohwasser in einen Intensivbelüfter gepumpt, wo durch Zugabe von Sauerstoff unerwünschte Gase wie Methan, Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid entfernt und der Gehalt an Eisen und Mangan reduziert wird. Anschließend durchläuft das Wasser mehrere Filterstufen, die schrittweise zur vollständigen Entmanganung und zur Anhebung des pH-Wertes beitragen. Mit Hilfe von Kalk (Jura-Perle) wird das Wasser zudem enthärtet und in ein kalk-kohlensäuregleiches Trinkwasser verwandelt.
Der letzte Schritt der Aufbereitung besteht darin, das fertige Trinkwasser in große Speicherbehälter zu leiten, die insgesamt ein Fassungsvermögen von 5.200 Kubikmetern haben. Diese Reinwasserbehälter sichern die kontinuierliche Versorgung des Leitungsnetzes im Einzugsgebiet, das über Druckwindkessel mit einem konstanten Wasserdruck von etwa 6 Bar versorgt wird – etwa dreimal so viel wie der Luftdruck eines Autoreifens.
Holger Luikenga betonte gegenüber den Besuchern die Bedeutung der Versorgungssicherheit, da das Wasserwerk Collinghorst als Teil der kritischen Infrastruktur angesehen wird und zwischen 40.000 und 50.000 Menschen in der Region mit Trinkwasser versorgt. Abhängig von der Jahreszeit werden täglich 9 bis 12 Millionen Liter Wasser in die Leitungen gepumpt.
Im Gespräch erläuterte Luikenga auch zukünftige Investitionen, um die Effizienz und Unabhängigkeit des Wasserwerks weiter zu stärken. Eine neue Produktionshalle mit Photovoltaikanlage und ein Blockheizkraftwerk sollen ab 2025 für eine nachhaltigere Energieversorgung sorgen. Auch die Kapazität der Wasserförderung soll von derzeit 510 Kubikmetern pro Stunde auf 650 Kubikmeter pro Stunde erhöht werden. Bereits vor vier Jahren wurde das Fassungsvermögen der Wasserspeicher auf 8.000 Kubikmeter erweitert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und Versorgungssicherheit zu garantieren.
Abschließend betonte Holger Luikenga die hohe Qualität des Trinkwassers, das täglich geprüft und durch akkreditierte Labors regelmäßig untersucht wird. Mit einer Wasserhärte von 5,6 bis 5,8 sei das Collinghorster Trinkwasser besonders weich und eigne sich deshalb so hervorragend für die Zubereitung des Ostfriesentees – auch ein kleiner Hinweis auf die kulturelle Bedeutung des Wassers für die Region.
Superintendent Thomas Kersten und die Mitglieder der Kirchengemeinde zeigten sich beeindruckt von der technischen Expertise und der gesellschaftlichen Relevanz des Wasserwerks. Die Visitation im Wasserwerk bot eine wertvolle Gelegenheit, Einblicke in eine für das tägliche Leben essenzielle Infrastruktur zu gewinnen und die Rolle des Wasserwerks als Lebensader für die Region zu würdigen.