Amsterdam. Die Kirchenkreiskonferenz brach vom 9. bis 12. September 2024 zu einer Klausurtagung nach Amsterdam auf. Dabei konnten neue Impulse für die Gestaltung des Gemeindelebens und der christlichen Praxis gewonnen werden. Auf dem Programm stand unter anderem der Besuch von „Betondorp Bloeit“ und ein Gespräch mit Pastorin Margrietha Reinders.
Sie berichtete von einem besonderen Pionierprojekt der Protestantischen Kirche der Niederlande an einem ungewöhnlichen Ort. Nachdem die Kirche im Viertel geschlossen und verkauft worden war, erhielt sie den Auftrag, im stark säkularisierten Umfeld neue Kontakte zu knüpfen und Gemeinde aufzubauen. Dieser Aufbruch begann in einer Kneipe, wo sie sich zu festen Zeiten mit Freundinnen und Freunden an einen Tisch setzte. Auf dem Tisch standen eine Kerze, eine Bibel und ein Glas Wein. „So sind wir ganz langsam mit den Menschen ins Gespräch über das Leben und den Glauben gekommen“, erzählte sie mit leiser Stimme und einem verschmitzten Lächeln. „Nicht alle sprechen gut über mich in dieser stark sozialistisch geprägten Nachbarschaft, aber es gibt Offenheit für Gemeinschaft und kleine Segensrituale“, fügte sie hinzu.
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der Evangelischen Gemeinde in Amsterdam. Nach einem Workshop mit Felix Ritter über Sprache, Gottesdienst und leidenschaftliche Verkündigung konnte die Konferenz viele neue Anregungen mitnehmen. Der Einzugsbereich der Gemeinde reicht von Amsterdam bis Rotterdam, derzeit ist die Pfarrstelle vakant. Seit 1620 finden in Amsterdam deutschsprachige evangelische Gottesdienste statt; heute wird der Gottesdienst zweimal im Monat gefeiert. Für den Konfirmandenunterricht nehmen die Jugendlichen lange Wege auf sich.
Die Gemeinde finanziert sich eigenständig, durch Beiträge und Spenden der 220 Gemeindemitglieder sowie 110 Freunde. Um den Haushalt zu sichern, werden auch Räumlichkeiten vermietet.
Es wurde deutlich, dass sich die Niederländische Kirche bereits vor einigen Jahren vom Konzept der „Volkskirche“ verabschieden musste. Eine flächendeckende Versorgung ist schon lange nicht mehr realistisch. Doch neue geistliche und gemeindliche Aufbrüche wecken Hoffnung und inspirierten auch die Rhauderfehner Kirchenkreiskonferenz dazu, über zukünftige Gestaltungsmöglichkeiten nachzudenken. Ein Teilnehmer fasste zusammen: „Auch wir müssen uns mit unseren Gemeinden, Gebäuden und Programmen verändern, um für Menschen außerhalb unserer Kerngemeinden relevant und interessant zu werden.“
Mit vielen neuen Eindrücken und Inspirationen ging die spannende Klausurtagung zu Ende, die maßgeblich von den Pastorinnen Mirjam Valerius aus Steenfelde und Angela Kirschstein aus Remels vorbereitet wurde.