Kirchenkreiskonferenz in Steenfelde: „Kirche und Landwirtschaft“ im Fokus
Steenfelde – Am 16. Oktober 2024 fand in Steenfelde eine Kirchenkreiskonferenz zum Thema „Kirche und Landwirtschaft“ statt. Pastorin Cornelia Möller, Referentin für Land- und Ernährungswirtschaft bei der Service-Agentur der Landeskirche in Hannover, hielt ein Impulsreferat. Zu der Veranstaltung waren auch mehrere Landwirte aus der Region eingeladen, darunter Heiner Cordes, Jan Meinders und Eiko Meinders, die drei Milchviehbetriebe in Steenfelde führen.
Pastorin Möller ging in ihrem Vortrag insbesondere auf die im Jahr 2024 aufgekommenen Proteste der Landwirte ein und thematisierte die Rolle der Kirche in Bezug auf die Landwirtschaft. Dabei unterstrich sie die Verantwortung der Kirche sowohl als Verpächterin von landwirtschaftlichen Flächen als auch als Verbraucherin. Kirchengemeinden könnten bei der Verpachtung ihrer Flächen ökologische und soziale Aspekte stärker berücksichtigen, indem sie z. B. Jungbauern unterstützen und Bürokratie abbauen. Darüber hinaus betonte sie, dass die Kirche beim Einkauf von Produkten auf regionale Anbieter setzen sollte, um so auch lokal die Landwirtschaft zu fördern. Ökologische Aspekte zu berücksichtigen ist unabhängig von der Art der Bewirtschaftung möglich und geht ebenso im konventionellen Betrieb.
Ein weiterer Schwerpunkt ihres Vortrags war der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Möller machte deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe durch Wetterextreme wie Starkregen oder Dürre besonders gefährdet sind, während sie weniger Treibhausgasemissionen verursachen als z. B. Verkehr oder Industrie. Sie regte zudem Projekte wie Blühstreifen, Insektenhotels und mehr Biodiversität auf kirchlichen Flächen an, besonders auch auf Kirchen- und Gemeindehausgrundstücken oder auf Friedhöfen. Dazu gibt es im Rahmen des Projekts „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“ (BiCK) Beratungsmöglichkeiten durch die Service Agentur der Landeskirche.
Ein zentrales Thema war das Tierwohl, bei dem die Kirche bereits einige Fortschritte sieht. Möller wies darauf hin, dass der Fleischkonsum in der Bibel durchaus erlaubt sei und es vielmehr darum gehe, ein gesundes Verhältnis zu Tieren zu entwickeln. Landwirtschaftliche Betriebe bräuchten Wertschätzung und gerechte Preise, um ihre wichtige Arbeit fortzuführen.
Im Anschluss fand eine Diskussionsrunde mit den Landwirten Heiner Cordes, Jan und Eiko Meinders statt. Sie schilderten die Herausforderungen ihrer Milchviehbetriebe, die zwischen 120 und 160 Milchkühe sowie etwa 150 Jungtiere umfassen. Dabei machten sie vor allem auf das Problem der Preisgestaltung aufmerksam, die von großen Handelsketten wie Aldi und Lidl dominiert werde. „Wir müssen zu Weltmarktpreisen produzieren, haben aber in Deutschland viel strengere Vorschriften“, beklagte Cordes. Hinzu kämen klimabedingte Herausforderungen wie die Blauzungenkrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird, deren Population durch milde Winter immer weiter anwächst. Dies führe zu zusätzlichen Kosten durch Impfungen sowie zu Milchmengenverlusten.
Eine offene Frage war, warum nur wenige Bauern an Erntedankgottesdiensten teilnähmen. Die Landwirte betonten, dass die Kirche auf die Menschen zugehen und aktiv den Kontakt suchen müsse. Interesse und Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte seien dabei essenziell.
Nur dann werde sich auch der Kontakt von Landwirtschaft zu Kirche durch persönliche Begegnungen weiter verbessern.
Superintendent Thomas Kersten merkte in diesem Zusammenhang an, dass insbesondere bei Visitationen der Austausch mit der Landwirtschaft ganz elementar sei und vertrauensbildende Maßnahmen auch dazu beitrügen, im regelmäßigen Austausch zu sein, der durchaus auch kritisch sein könne. In Steenfelde hob er besonders hervor, dass Landwirte die Kirche zum Erntedank geschmückt hätten und auch die Erntekrone in diesem Jahr hergestellt hätten.
Die Konferenz bot eine wertvolle Gelegenheit, die Beziehung zwischen Kirche und Landwirtschaft zu stärken und auf die gemeinsamen Herausforderungen zu blicken. Sie verdeutlichte, dass nur durch offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung eine nachhaltige Zukunft für beide Seiten möglich ist.