Kernbotschaften 66. Aktion Brot für die Welt: Wandel säen
1. Hunger in einer Welt im Überfluss
Obwohl es weltweit genügend Nahrungsmittel gibt und mehr produziert wird als je zuvor, haben derzeit fast 800 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Beinahe jeder zehnte Mensch auf der Welt hungert. Mehr als jedes fünfte Kind unter fünf Jahren ist unterentwickelt, weil es an ausreichend gesunder und ausgewogener Nahrung fehlt. Vom Ziel der Vereinten Nationen, den Hunger bis 2030 zu beenden, entfernen wir uns immer weiter.
Aktuelle Krisen, gewaltsame Konflikte und langfristige Fehlentwicklungen sind die Ursachen. Mit ihren Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen und der Schließung von Märkten hat die Covid 19-Pandemie weltweit noch immer verheerende Folgen – Millionen verloren Arbeit und Einkommen. Mehr als die Hälfte aller unterernährten Menschen lebt in Ländern, die unter Kriegen oder Bürgerkriegen leiden. Dort werden Felder zerstört, Tiere geraubt und Menschen von ihrem Land vertrieben. Gravierende Auswirkungen hat auch der Krieg in der Ukraine. Weltweit schwanken Preise für Lebensmittel, aber auch für Saatgut, Dünger und Energie. Davon sind Kleinbauernfamilien auf dem Land ebenso betroffen wie Menschen in den Städten.
2. Klimakrise gefährdet Ernährungssicherheit
Zusätzlich gefährden die Folgen der fortschreitenden Klimakrise die Ernährungssicherheit. In vielen Ländern des Globalen Südens sind die Menschen den zunehmenden Wetterextre- men schon heute schutzlos ausgeliefert. Stürme und Starkregen vernichten Ernten. Anhaltende Dürren sorgen dafür, dass Böden zu trocken sind, um noch ertragreich Getreide, Hül- senfrüchte, Obst oder Gemüse anbauen zu können.
Aus Burundi berichtet Gloria Nimpundu, Direktorin der Brot für die Welt-Partnerorganisation Ripple Effect: „Die Folgen des Klimawandels sind immer stärker zu spüren. Die Sonne scheint heftiger und länger als früher. Es bläst sehr oft starker Wind, deshalb erodieren die Böden. Der Regen setzt viel später ein als noch vor wenigen Jahren und wenn er kommt, fällt meist viel zu viel Wasser. Die Erträge der Familien schrumpfen.“
3. Ernährungssicherheit ist eine Frage der Gerechtigkeit
Das aktuelle Ernährungssystem ist weder nachhaltig noch fair. Es begünstigt die industrielle Landwirtschaft. Im Globalen Norden, wie im Globalen Süden setzen Regierungen zur Bekämpfung des Hungers fast ausschließlich auf Monokulturen mit Hochertragssorten beim Anbau von Reis, Mais und Weizen. Dafür werden Mineraldünger und Pestizide benötigt, Saatgut muss jährlich neu gekauft werden. Für Kleinbauernfamilien eignen sich solche Sorten nicht.
Gleichzeitig treibt diese energieintensive und fossil basierte Landwirtschaft die Klimakrise immer weiter an. Problematisch ist ebenso, dass große Teile der weltweiten Ackerflächen nicht für den Anbau von Nahrungsmitteln, sondern für die Produktion von Futtermitteln und Agrartreibstoffen genutzt werden.
Die globale Ernährungskrise ist dennoch nach wie vor keine Mengen-, sondern immer noch eine Verteilungs- und damit auch eine Gerechtigkeitskrise. Allen Menschen steht es zu, sich ausreichend und angemessen ernähren zu können. Dieses Menschenrecht wird täglich verletzt.
4. Unsere Lösungen für einen Wandel hin zu Ernährungssicherheit
Um Hunger und Mangelernährung dauerhaft zu überwinden, braucht es ein grundlegend anderes globales Ernährungssystem. Unsere Partnerorganisationen zeigen uns durch ihre Projekte bereits bewährte Konzepte, wie agrarökologische Ansätze die Böden und natürliche Ressourcen schonen und die Klimakrise nicht weiter verstärken. Gemeinsam arbeiten wir daran, diesen Ideen weiten Raum zu schaffen und so Menschen weltweit zu ermächtigen, sich selbst zu helfen und widerstandsfähig in die Zukunft zu gehen – durch klimaangepasste, vielfältige Anbaumethoden, eigenes Saatgut, biologischen Dünger und Pflanzenschutzmittel für gesunde und ausreichende Ernährung.
Gloria Nimpundu von Ripple Effect aus Burundi: „Wir kennen uns mit dem Thema Ernährung aus. Wir arbeiten mit Familien und zeigen ihnen, wie sie auf ihrem Stück Land und in ihrem Speiseplan größere Vielfalt schaffen. Wir unterstützen junge Leute dabei, sich mit landwirtschaftlichen Betrieben in ihren Dörfern selbstständig zu machen und so dafür zu sorgen, dass es in ihrer direkten Umgebung mehr Lebensmittel gibt.“
Ernährungssicherheit für alle wird ohne weltweiten Wandel nicht erreicht. Wir können von unseren Partnern lernen: Die Unabhängigkeit von energieintensiver Landwirtschaft macht auch unabhängig von Energiekrisen. Und energieunabhängigere Landwirtschaft ist zudem klimaschonend.
Wir wollen Ungerechtigkeit in der Verteilung beseitigen und unsere Welt zukunftssicher für alle machen. Dafür steht auch unser Einsatz für gerechte Wirtschaftsbedingungen, für faire Handelsabkommen, die Akzeptanz von Umwelt- und Sozialstandards und gegen unfaire Ag- rarsubventionen, die Produkte aus den Ländern des Globalen Südens benachteiligen. Wir werben hier in Deutschland um Unterstützung für unsere Arbeit und die unserer Partner:in- nen: Jede:r kann sich engagieren und Ernährung nachhaltig sichern helfen – durch den Einsatz gegen Lebensmittelverschwendung, mit Einkaufsentscheidungen für den Fairen Handel, neuen Ernährungsgewohnheiten und Unterstützung solidarischer bäuerlicher Landwirtschaftsprojekte.
Die Saat für den Wandel ist bereits gelegt: Viele Menschen weltweit sind gemeinsam mit uns aktiv und wir sind zuversichtlich, dass genug für alle da ist, wenn wir gerecht teilen. Unsere Welt kann uns sicher, gesund und langfristig ernähren.